Bereits am Donnerstag reisten wir in Wiesbaden an, um ausgeruht beim Wettkampf an Freitag starten zu können. Tolles Frühstück gab es im Hotel auch schon und so konnte der Start ins Wettkampfwochenende am 10.09.21 gut gelaunt beginnen.
Am Qualifikationsplatz Kleinfeldchen eingetroffen, richtete ich mich an Scheibe 13 ein. Die Qualifikation startete relativ pünktlich nach dem Einschießen gegen 10:00 Uhr. Es war an diesem Morgen sonnig und wir schossen gegen die Sonne, später leicht bewölkt mit wechselnden Lichtverhältnissen, zudem noch leicht böiger Wind von links. Ich fand nur langsam zu meiner Form, was mich ein paar Ringe kostete. Mit 305 Ringen auf meinem Konto ging es in den zweiten Durchgang. Wenn auch besser, waren es am Ende 309 Ringe. Mit 614 Ringen und dem 6. Platz in der Qualifikation stand fest, es geht für mich ins Finalschießen. Nach kurzer Pause startete ich ins 1/8 Finale gegen Lena Unger (BSC Schmallenberg), die 11. Platzierte aus der Qualifikation. Das Match verlief eindeutig mit 7:1 für mich und so ging es weiter ins 1/4 Finale wo ich auf Andrea Klinger (PSV München) traf welche recht stark nach der Qualifikation auf dem dritten Platz stand. Noch einmal gewinnen und ich hätte die Chance um eine Medaille zu schießen, welche war mir zu dem Zeitpunkt noch völlig egal, schließlich war ich ohne große Erwartungen angereist um endlich mal wieder einen Wettkampf zu bestreiten. Die ersten beiden Sätze musste ich mit 26:28 und 27:28 verloren geben. Es galt einen 0:4 Rückstand auszugleichen und ich war bereit zu kämpfen. Mit der Entschlossenheit weiter zu kommen und meiner Trainerin Ulrike Koini im Rücken, holte ich mir die folgenden 3 Sätze und machte aus dem Rückstand einen 6:4 Sieg.. Also Attacke und auf ins 1/2 Finale wenn auch langsam die Kräfte nachließen. Meine Gegnerin war Balbina Kellerer vom BSG Raubling. Die geschossenen Ringzahlen gegen Ende verleiteten nicht mehr zum Jubeln, jedoch konnte ich das Match eindeutig mit 6:0 für mich entscheiden und gleichzeitig eine Sensation für mich verbuchen. Mit diesem Match hatte ich mich für das Goldfinale am Samstag auf dem Bowling Green qualifiziert.
Am Finaltag war ich schon gegen 10:00 Uhr am Einschießplatz um mich vorzubereiten, allerdings fing es in Strömen an zu regnen als ich meinen Bogen aufgebaut hatte. Dies sollte sich in den nächsten Stunden auch nicht ändern. So beschloss ich abzuwarten, da das Wetter zum Finale gegen 14:15 Uhr besser sein sollte und ich mich nicht auf ein Regenduell einstellen wollte. Mir blieb also anschließend nicht viel Zeit, um mich einzuschießen. Als die Kampfrichter uns abholten zum Bowling Green war ich schon sehr aufgeregt und hoch motiviert. Das Match gegen Regina Kellerer (BSG Raubling) der Erstplatzierten aus der Qualifikation war definitiv ein Highlight meiner Bogenkarriere. Ulrike Koini stand hinter mir im Coachbereich und gab mir mental unheimlich viel Kraft und Selbstvertrauen. Mein Vater war als mein Vertreter an der Scheibe und hat die Pfeile gezogen und darauf geachtet, dass bei der Wertung alles in Ordnung war. Meine Mutter, meine Vereinstrainerin Meike Räder und Ihr Vater Walter feuerten mich von der Tribüne an. Die Finalarena war atemberaubend schön, die vielen Kameras und Fotografen nahm ich schon gar nicht mehr wahr. Ich befand mich in meiner „Bubble“ wie Meike es immer so schön beschrieb. Regina Kellerer beschloss vorzulegen. Absolut fokussiert konterte ich die 10 von Regina Kellerer ebenfalls mit einer 10 und es folgte eine weitere. Mit dem dritten Pfeil noch eine 9. Mit 29:27 holte ich mir die ersten beiden Satzpunkte. Auch den zweiten Satz konnte ich mir mit 27:24 sichern. Auf eine sichere 4:0 Führung folgte eine kurze Ernüchterung. Im dritten Satz traf ich 3 x in die 8 und musste mir die Satzpunkte nach einem 24:24 teilen. Das Match Stand 5:1 für mich und ein Unentschieden würde mir reichen. Nach 2 Pfeilen im vierten Match stand es 18:18 und die Spannung war unmenschlich. Regina Kellerer lenkte den letzten Pfeil in die 7 und mir würde ebenfalls eine 7 für den Titelgewinn reichen. Mein Herz raste doch ein letztes Mal konnte ich mich auf das Ziel konzentrieren und traf in die 9. Heraus kam ein deutlicher Sieg mit 7:1 Satzpunkten. Selbst am Abend auf der Heimfahrt konnte ich noch nicht ganz realisieren, dass ich deutsche Meisterin geworden war. Es war ein unglaublich tolles Wochenende und ich möchte mich nochmal ganz herzlich bei allen Unterstützern bedanken. Besonders bei Meike Räder die die jahrelange Vorarbeit als Vereinstrainerin geleistet hat und bei Ulrike Koini, die mich in den letzten Monaten aufgebaut hat und mich in Wiesbaden unterstützt und betreut hat. Ohne Euch wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. DANKE
Eure Annika


